Werner Vordtriede LIBELLE VERLAG - WERNER VORDTRIEDE - DAS VERLASSENE HAUS
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»Ich habe nicht dieses oder jenes Land hinter mir gelassen sondern ein Vaterland namens Europa.«

Das Tagebuch eines unersättlichen Lesers, scharfsinnig und mit entschiedenen Wertungen.
[Stimmen aus dem Feuilleton] | [Angaben zum Autor]


Werner Vordtriede, Das verlassene Haus

W E R N E R    V O R D T R I E D E
Das verlassene Haus
Tagebuch aus dem amerikanischen Exil 1938–1947

Erweiterte Edition
496 S., geb., Mit einem Nachwort von Dieter Borchmeyer

Euro 29,80 [D] / 30.65 [A]


ISBN 978-3-909081-92-9

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Ein Buch für jenes Regal, wo die Tagebücher von André Gide, Paul Léautaud, Anaïs Nin und Victor Klemperer schon stehen.

Das Buch
Dieses Buch wurde erstmals in den 1970er-Jahren veröffentlicht. Es ist viel rezensiert und leider rasch vergessen worden. Es könnte im 21. Jahrhundert nun anders gelesen werden.
Wir haben die Druckfassung um einige Dutzend Setzfehler erleichtert. Die Anmerkungen, mit denen der 60-jährige Vordtriede sich zuweilen vom Twen des Tagebuchs distanziert, sind beibehalten. Erweitert wurde der Text um jenen bislang ungedruckten Teil, in dem der Autor die Wochen seiner ersten, heftig gewünschten Rückkehr nach Europa im August/September 1947 festgehalten hat, zwischen Zürich, Ascona, Basel und dem Bodensee – ein Versuch, wieder Heimat zu finden.

Der Text eines Europäers, der unheimisch blieb in den USA und dem präzise Bilder gelangen:
• aus dem New York der Emigranten, befreundet mit Hans Sahl, Hermann Broch, Albrecht Schaeffer, Richard Beer-Hofmann, Yvan und Claire Goll, Richard Alewyn, Herbert Steiner und Christiane Zimmer (-Hofmannsthal);
• aus der Künstlerkolonie Woodstock, wo er als Nachbar von John Calder und Archipenko lebte, während er künftigen Besatzungssoldaten Kurse über Kultur und Sprachen Europas gab.

Das Nachdenken eines Deutschen, der Europa nicht loslassen wollte und dem es gelang, sich von einer Fremde her die intellektuellen Traditionen seiner Herkunft neu zu erlesen. Entstanden ist so die Lebensmitschrift eines hungrigen Mannes, der in vielerlei Freundschaftsgesprächen eine geistige Gegenwelt zur deutschen Barbarei definierte.

Werner Vordtriede (1915–1980) wuchs in Freiburg i. Br. auf. Er war früh von einer lebendig verstandenen Literatur fasziniert: Der 16-Jährige korrespondierte mit Arthur Schnitzler und mit André Gide, der für ihn eine Leitfigur blieb. Er wäre schon als Schüler gern ausgewandert und hat sein Studium ferner Länder, das mit einer entschiedenen Abwendung von Hitler-Deutschland verbunden war, lange Jahre neugierig genossen. Eine Rückkehr blieb ihm dann fast drei Jahrzehnte versagt.
Ab 1933 in der Schweiz, studierte er in Zürich Germanistik, Anglistik und Romanistik und war Statist am Theater. Von 1938 an lernte er in USA weiter, promovierte, unterrichtete u. a. in Princeton spanische, französische und deutsche Literatur , bevor er (1947–1961) Germanistik-Professor in Madison an der University of Wisconsin war.
1961 siedelte er nach München über, wo er eigentlich als freier Schriftsteller leben wollte. Bis 1976 wirkte er als Professor (Germanistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, unter anderem Übersetzer und Herausgeber von W. B. Yeats). Zu seinem wachsenden Kreis von Schülern gehörten u. a. Dieter Borchmeyer, Joseph von Westphalen, Werner Herzog, Thomas Scheuffelen. Ein Homme de Lettres eigener Prägung.

»Alle Leute, die ich täglich sehe, klagen, sie kämen nie zum Lesen vor Arbeit. Da weiß ich nie, was ich sagen soll, da ich vor lauter Lesen nie zur Arbeit komme. Das Einzige, was diesen Zustand moralisch erträglich macht, ist die Erkenntnis, dass diese andern im Grunde eben die Arbeit (und Satan wispert mir die verlockenden Synonyme: 'Erfolg', 'Unkenntnis ihrer selbst' ins Ohr) lieben und das Lesen fürchten, während ich die Arbeit fürchte und das Lesen liebe.« Tagebuch 8. Januar 1948



Stimmen aus dem Feuilleton:
Unter Barbaren
»Die Lektüre dieses faszinierenden Tagebuchs, das nicht nur einen Reflex der europäischen (Kriegs-)Vorgänge bildet und ein Emigrantenschicksal beredt macht, sondern darüber hinaus noch ebenso in wissenschaftsgeschichtlicher Hinsicht wie auch - noch allgemeiner - in kultur- und literarhistorischer Perspektive bedeutungsvoll ist, unterstreicht vor allem jene Einschätzung in dem von Dieter Borchmeyer beigesteuerten Nachwort: dass uns in Vordtriede weniger der Typus des Fachgelehrten als vielmehr 'ein heißhungriger Leser' begegnet.(...)
Werner Vordtriede, dieser Homme de Lettres, kommt als Unbehauster in die Staaten, mit leichtem Gepäck und überaus skeptisch bis ablehnend zur amerikanischen Kultur, Gesellschaft wie Geselligkeit eingestellt, woran sich bis zum Schluss nur wenig geändert hat. Da ist etwa von der 'barbarischen Fremdheit' Amerikas die Rede und einer geradezu 'unbeschreiblichen Hässlichkeit', wiewohl er durchaus zu akzeptieren bereit ist, »dass durch meine Verpflanzung, trotz dadurch verursachter großer Stockungen und Vereitelungen, eine große Bereicherung für mich geschah«.
Vordtriede lebt im Wort. Scheinbar mühelos eignet er sich Fremdsprachen und fremde Literatur an. Man muss ihn wohl als Erotiker des Wortes bezeichnen. (...)
Daher ist Vordtriedes Tagebuch auch ein fortlaufender Bericht über Lektüren, schreibt er hellsichtige Anmerkungen zu jüngst Erschienenem und beobachtet genauestens auch die neuere deutsche Literatur.«
Werner Jung, taz (4. Februar 2003)

Europahaus, verlassen
»Seine Handschrift ahmte Stefan Georges Kalligrafie nach. Geburts- und Sterbetag Georges waren ihm stets buchenswerte Gedenktage. Er zählte zu den großen Ausnahmegermanisten seiner Generation. Mit Richard Alewyn, Bernhard Blume und Oskar Seidlin verkörperte er an Universitäten der Vereinigten Staaten in der Ära des Dritten Reichs und knapp danach das andere, das bessere Deutschland. Doch Werner Vordtriede ist mehr gewesen als ein Wissenschaftler. (...)
Was macht den unverwechselbaren Reiz und den Rang dieses Journals aus? Hier schrieb ein noch sehr junger, trotzdem gereifter Mann, ein Student von Poesie und Prosa im umfassenden Sinn, ein geradezu süchtiger Leser. Früh schon war er, auf Drängen seiner sozialdemokratisch engagierten Mutter, in die Schweiz gezogen, um dem NS-Regime auszuweichen. (...)
Schwer, den Zauber dieser Aufzeichnungen zu definieren: Man verliert und findet sich in ihnen. Vordtriedes Bildung hat nichts Protzendes, sie fließt in seine kultivierten Sätze wie selbstverständlich ein, die Noblesse wirkt nie geziert.«
Ulrich Weinzierl, Die Literarische Welt (1. Februar 2003)

Vom Heimweh eines Emigranten
»Dem Lengwiler Libelle-Verlag ist zu verdanken, dass nach den auch für die Exilsituation in der Schweiz so eindrücklichen Briefe, die die Mutter Käthe Vordtriede aus Freiburg im Breisgau, später Frauenfeld und zuletzt New York an ihren Sohn Werner schrieb, nun auch sein Tagebuch in einer erweiterten Fassung wieder zugänglich ist (...) Eine erste Ausgabe seiner Tagebücher erschien 1975 im Hanser-Verlag. Die Eintragungen begannen 1938 und endeten mit der ersten Rückkehr nach Zürich 1947. Die neue Ausgabe berücksichtigt nun auch die Eindrücke und Besuche in Zürich, Basel und Genf nach seiner Heimkehr. Sie allein lohnen die erneute Lektüre. (...)
Vordtriedes Interesse, seine aussergewöhnliche Fähigkeit zur Freundschaft, seine beeindruckende Fähigkeit der Wahrnehmung machen seine Aufzeichnungen zu einem wichtigen Zeugnis der deutschsprachigen Emigration in Nordamerika.«
Martin Dreyfus, Tages-Anzeiger, Zürich (30. Januar 2003)

Bedeutendes Zeugnis
»Werner Vordtriedes Tagebuch ist ein bedeutendes Zeugnis der deutschen Exilliteratur, weil es uns an den Erfahrungen und Nöten, den Entwicklungen und Zweifeln eines jungen Mannes teilhaben läßt, der nicht als Fertiger seine Heimat verlassen hat, sondern in der Fremde seine Identität erst finden musste. Zugleich ist es ein dezidiert literarisches Tagebuch, das nicht nur von und über Literatur spricht, sondern selbst zur Literatur gehört.«
Uwe Schweikert, Saarländischer Rundfunk (13. Dezember 2002)

Die Bedrohten und Bedrückten lässt man umkommen
»Ein Dokument, das wie kaum ein anderes dazu geeignet ist, zum Nachdenken über die Politik der USA seit den dreißiger Jahren anzuregen... Erst 1961 übersiedelte Vordtriede endgültig nach Deutschland, wo er bis 1976 Germanistik an der Universität München lehrte. Hier sympathisierte er für kurze Zeit mit der Studentenbewegung und ihrer Forderung nach einer tief greifenden Demokratisierung nicht nur des deutschen Universitätslebens, scheute sich aber 1968 auch nicht, in der Zeitschrift »Akzente« seine »Vorläufigen Gedanken zu einer Typologie der Exilliteratur« zu veröffentlichen, die zum Maßstab für literarisches Gelingen nicht eine politische Meinung, sondern ausschließlich künstlerische Qualitäten erhoben. Mit noch unzeitgemäßeren Betrachtungen konnte man in diesen Jahren kaum auftreten. Schlaglichter wie diese illustrieren vielleicht, dass einfache Etikettierungen diesem ebenso eigenwilligen wie anregenden Homme de Lettres, der als 16-jähriger Gymnasiast schon mit Kurt Tucholsky korrespondierte, nicht gerecht werden können. Er war, wie fast jede Seite seines Tagebuchs zeigt, ein intellektueller Nonkonformist.«
Gunther Nickel, Stuttgarter Zeitung (8. Oktober 2002)

Die Exil-Tagebücher eines jungen Literaten - bissige und präszise Beobachtungen
»Es sind Beobachtungen eines Außenstehenden, dessen Blick durch die Distanz geschärft ist. Und es sind Erfahrungen eines jungen Mannes - Erfahrungen, die sich in vielerlei Hinsicht von den Erlebnissen berühmter Exilanten unterscheiden ... Seine Anmerkungen sind erstaunlich treffend, zudem so knapp, bissig und originell wie die vielen Skizzen von Zeitgenossen ... Vordtriedes Tagebuch ist das Selbstporträt eines Einsamen, der sich als Wahlverwandte Schriftsteller und literarische Helden sucht. Sie sollen ihm helfen, die Angst vor dem Schlimmsten, dem 'Verlorengehen jeglicher Bezüge', zu lindern. Erst spät fand er doch noch nach Deutschland zurück - als Kenner, Causeur und akademischer Geheimtipp.«
Susanne Beyer, DER SPIEGEL (7. Oktober 2002)


Stimmen zur Erstausgabe. Also die interessantesten älteren Lesarten

»… denn für uns spätere Leser liegt das Fruchtbare seiner Tagebuchaufzeichnungen eben darin, dass sie das Kapillarische einer Außenseiterexistenz detaillieren und, in wachsender Einsicht und ironischer Genauigkeit, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten jener konservativen Intellektualität zur Sprache bringen, zu welcher sich heute nicht mehr viele bekennen.«
Peter Demetz, DIE ZEIT (1975)

»Vordtriede führt Tagebuch, nicht, um sich zu bespiegeln, sondern um sich zu bewahren und um Bewahrenswertes aufzuspeichern. Er ist dazu befähigt durch eine bewunderswerte Genauigkeit des Erfahrens, des Merkens und des Aufzeichnens. (…) Man muss schon einmal wie Vordtriede tagelang auf dem einsamen Kammpfad der Blue Ridge Mountains gewandert sein… Und man müsste wie Vordtriede Woodstock kennengelernt haben, noch nicht das Woodstock der weltberühmten Festivals, sondern das Woodstock der Vierziger Jahre, wo man malte oder musizierte, webte oder Theater spielte, Gedichte machte oder vorlas, Feste feierte oder rodete und pflanzte - eine Bohème, aber im Urwald.«
Richard Alewyn, Merkur (1976)

»Obwohl er die Dankbarkeit gegenüber dem Lande und den Menschen, die ihm Asyl gewährt hatten, nie verleugnet, hat der entschiedene Europäer, Gegner Hitlers und jedes Militarismus, drüben keine Wurzeln gefasst.«
Horst Rüdiger, Neue Zürcher Zeitung (1975)

»Vordtriede erweist sich hier als hellsichtiger politischer Beobachter, und noch erstaunlicher ist die Zurückweisung des Mythos der Schutzmacht USA zu einem Zeitpunkt, da die Intaktheit amerikanischer Demokratie auch noch bei der Linken außer Zweifel stehen konnte: 'Nun aber wünsch ich zwar immer noch, und nicht weniger inbrünstig, die Niederlage der Nazis herbei, aber zu gleicher Zeit habe ich meine Naivität über die Gegenseite verloren.'«
Manfred Bosch, Tribüne (1975)

»Ein intimes und zugleich dokumentarisches Tagebuch [... ] Ein Zeugnis und Bekenntnis, das sich von anderen Büchern der gleichen Zeitspanne unterscheidet durch seine Subjektivität und Unmittelbarkeit. Vor allem durch das Exempel eines singulären Verhaltens.Werner Vordtriede steht für die wenigen jungen Deutschen damals, die sich der kollektiven Stimmung entgegengestellt haben, in freiwilliger Entscheidung.
Hans Bender, Süddeutsche Zeitung (1975)

»… und dass hier ein gänzlich 'anderes' Exilbild entsteht als in den gängigen modischen Darstellungen. Dieses Buch ist geradezu ein Einmann-Bollwerk gegen die Barbarisierungsversuche des Totalitarismus von rechts wie von links.«
Joseph Strelka, German Quarterly (1977)

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