Dieser 15. Newsletter steht unter dem Motto: »… denn es macht einen Unterschied, ob man von Ringelnatz zu Auden oder von Auden zu Ringelnatz kommt.« *)

Damen und Herren vom Stamme der wilderen Leser, Freundinnen und Kollegen …

1.) Wollten Sie nicht vorbeikommen? Vom 15. Oktober an sind wir am Frankfurter Messestand zu treffen: Halle 3.1, A 183, nicht weit von Martin Schmitz, Edition Nautilus und direkt neben Elfenbein. Es macht keinen Unterschied, von welchem dieser interessanten Independents Sie zu uns kommen.
Standästhetik wie immer: die goldfarbenen Libellenflügel auf schwarzem Grund und dazu das bunte lieferbare Programm. In diesem Jahr als Messeposter: die Umschlagbilder von Christoph Meckel (»Wohl denen die gelebt«), Thomas Wörtche (»Das Mörderische neben dem Leben«) sowie Yasmina Reza (»Der Gott des Gemetzels«). Sie können aber noch mehr druckduftende Novitäten anlesen …

2.) Höchste Startauflage in diesem Herbst: unser Gesamtprospekt. Er wurde aber so kitzlig vor der Messe fertig, dass wir ihn erst nach dem Frankfurter Spektakel per Post versenden können. Ein Druckwerk zu doppeltem Vergnügen: Einmal nur, alle 30 Jahre, machen wir einen Prospekt, der in beiden Richtungen zu lesen ist. Von vorn 23 Seiten Novitäten-Schau mit Leseproben, und nach Koppheisterung 25 römisch gezählte Seiten mit einer reich bebilderten Revue dieser merkwürdigen, seit 1979 mäandernden Verlagsentwicklung. Durchgehend vierfarbig, damit auch des verehrten Kollegen Klaus Wagenbachs rote Socken leuchten.
Halten Sie den Prospekt fest! Es wird dauern, bis wir uns wieder an unsere weit verstreute Fotosammlung machen. Ist auch zu schmerzlich, was man bei einer solch gedrängten Auswahl weglassen muss. (Ruth Klüger 1994 am Messestand, Armin Abmeier im Ringelhemd über eine Grillplatte lächelnd, Hanne Knickmann aus »Literatur & Alkohol« rezitierend, Albrecht Götz von Olenhusen zu sehrsehrspäter Stunde beim Verlagsfest …) Zu schweigen von den nicht fotografierten Momenten: der Fremde im Messegang, der sich nach der Bewandtnis des Dragonfly-Signets auf unseren Büchern erkundigte und der dann an seinen grüngoldenen Augen als Michael Ondaatje zu erkennen war (Halle 5, frühe 90er-Jahre).

3.) Der Nobelpreis ging nun an Le Clézio, das ist schon recht so und hat uns das Schauspiel beschert, wie ventilierende Literaturbegutachter ihre höchstpersönliche Portion Ahnungslosigkeit in statu dampfplauderendis verbreiteten. Eine rare Ausnahme von Fairness und Kenntnis: Peter Urban-Halle in der NZZ.
Hätte der schwedische Segen in Richtung Paris nicht auch Yasmina Reza treffen können? Wir würden dann glatt ein Handy mit an den Stand genommen haben. So aber finden Sie uns wie gewohnt unplugged. Keine digitalen Störgeräusche, wenn Sie Yasmina Rezas »Picknick mit Lulu Kreutz« anblättern, die schön gebundene Neuausgabe von »KUNST« oder den Katalog der laufenden Ausstellungen (Konstanz/Singen) über den Mann, der einst die deutschen Expressionisten sammelte und als Akademiedirektor Paul Klee nach Düsseldorf berief: »Walter Kaesbach - Mentor der Moderne«.

4.) Letzten Monat fand sich die Hörspielfassung von Fritz Mühlenwegs »In geheimer Mission durch die Wüste Gobi« erfreulicherweise auf der Hörbuch-Bestenliste des Hessischen Rundfunks. Und in Köln beginnen die Proben für eine Bühnenfassung von Mühlenwegs »Nuni« - im Januar 2009 wird die Erstaufführung durch das Freie Werkstatt Theater Köln stattfinden. Ein Autor bleibt lebendig in der Veränderung seiner Stoffe (sehr wohlwollend formuliert nach Audens »the words of a dead man are modified in the guts of the living«).


Lesen wir einfach wieder weiter? Freundlich grüßen die Verlegerei und Ihr
Ekkehard Faude

12. Oktober 2008


*) Unser Motto oben? Kommt aus einem Brief des großen Erwin Panofsky (Princeton, Dezember 1961), in dem es um einen F.-J.-Strauß-Witz und um kultiviertere Deutsche geht, zu denen EP trotz eines glücklichen Lebens in der amerikanischen Emigration eine besondere Nähe erlebte. Der Satz ist minimal gekürzt, dies muss wegen der hervorragenden Edition angemerkt werden. Wer mehrere Paar Hosen hat, verkaufe dieselben und leiste sich die bisher gut 4000 Seiten der von Dieter Wuttke herausgegebenen Panofsky-Korresondenz (Harrasowitz).


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