Dieser 18. Newsletter steht unter dem Motto: »Das Fahrrad tötet das Buch« *)

Damen und Herren vom Stamme der wilderen Leser, Freundinnen und Kollegen …

1.) Arno Borst: »Meine Geschichte« – wird in dieser Woche ausgeliefert. Der Rückblick des großen Historikers, aus dem Nachlass veröffentlicht, mit einem erhellenden Nachwort von Gustav Seibt (S. 105–24).  Als wir kurz vor Druck waren, kamen die ersten Mitteilungen von gründlichen Lesern (»Las gestern die Fahnen von Borsts "Meine Geschichte" - das ist ja ein Juwel!!« mailte uns Johannes Saltzwedel aus der Himmelsrichtung SPIEGEL).

2.) Unsere Vorschau ist wieder an eine kleine, feine Schar von ca. 1300 Buchhändlern und Sortimenterinnen sowie ca. 1300 Medienmenschen gegangen. In letzter Minute haben wir eine Novität kurzerhand aufs nächstes Jahr verschoben und drei Seiten frei gemacht: weil uns von Christoph Meckel überraschend seine Erinnerung an Peter Huchel zukam. Ein Flügelstück zu seinem Text über Marie Luise Kaschnitz, aus dem er seit vergangenem Herbst in zahlreichen Lesungen zwischen Berlin, Hamburg und Freiburg vortrug. 
Wir machen dieses schmale, gewichtige Buch von 80 Seiten, mit zwei Graphiken des Autors. Als Titel ein Huchel-Zitat, das wir im 31. Jahr der Verlegerei gern als Motto verbreiten: »Hier wird Gold gewaschen«. (Lieferbar Ende August).
Wir werben dafür auch in der Zeitschrift »Sinn und Form«, deren Spiritus rector Huchel 1949 bis 1962 gewesen ist. Das neue Heft mit markanten Themen ist soeben erschienen. Es lohnt sich überhaupt, den frischen Webauftritt anzuschauen: www.sinn-und-form.de

3.) Das 6.–8. Tausend von Yasmina Reza »Der Gott des Gemetzels« ist im Druck. Es gibt Theaterstücke, die setzen Gespräche in Gang, führen folglich zu Buchgeschenken. Noch vor Weihnachten liefern wir die zweibändige Gesamtausgabe aus: alle Theaterstücke von Yasmina Reza, in augenfreundlichem neuem Druckbild.

4.) Ein spezieller Dank an die vielen Mühlenweg-Begeisterten, die uns erfreut auf einen Text von Ludger Lütkehaus in der NZZ vom 11. Juli aufmerksam gemacht haben: Den chinesischerseits brutal geführten Konflikt mit den Uiguren nimmt Lütkehaus zum Anlass, auf die historische Dimension der uigurischen Eigenständigkeit hinzuweisen. Er tut das mit dem Gegenmodell der wechselseitigen Toleranz, das Fritz Mühlenwegs »In geheimer Mission durch die Wüste Gobi« seinen Erzählfiguren aus jenem Vielvölkergebiet mitgab.

5.) Harry Rowohlt schreibt Briefe, die erscheinen in scharfer Auswahl von Anna Mikula und sind ein Grund zu innigem Vergnügen.
Über den ersten Band erschien meine heftige Empfehlung (»Briefe eines Bären mit Brain«) im Magazin BUCHMARKT (4/2005). Das brachte mir, unwesentliche zwei Jahre später, den ersten Brief von Harry Rowohlt ins Haus; er schrieb darin anmutig, freundlich und anekdophil eine Art Berichtigung.  Kann nun gedruckt nachgelesen werden im soeben erschienenen Band (Harry Rowohlt, »Gottes Segen und Rot Front«, Kein & Aber).
Meine Antwort – zu Themen wie Bundesbahn und Lale Andersen – wird es erst in einigen Jahren zu lesen geben, wahrscheinlich unter dem kafkaaffinen Titel »Briefe, die keine Geiß unterwegs wegschleckt«  wahrscheinlich bei Libelle, wahrscheinlich ca. 5000 Seiten).

6.) Was wir gegen das allseitige Gesumse um Mikrokommunikation empfehlen? Den Vicomte von Chateaubriand (Tagebuch einer Reise von Paris nach Jerusalem, gedruckt bei Wagner in Freiburg i. Br. 1827). Als der Vicomte 1806 von Triest aus sich nach Griechenland einschiffte, vereinbarte er mit dem Twitter-unerfahrenen Kapitän, dass er ihn später – Chateaubriand wollte den Peloponnes zu Pferd durchwandern – »während einiger Tage an der Südspitze Attikas erwarten« solle. Hat dann auch nicht geklappt.


Lesen wir einfach wieder weiter? Und bestellen auch hin und wieder eines der lieferbaren Bücher?  

Freundlich grüßen die Verlegerei und Ihr
Ekkehard Faude

 24. Juli 2009

*) Diese Befürchtung überkam Léon Bloy am 23. Juni 1894, weshalb er sie auch flugs in sein Tagebuch aufschrieb. Man kann ja, seit Jahrhunderten, nicht oft genug das Buch totsagen. (Léon Bloy, Der undankbare Bettler. Tagebücher des Verfassers 1892–1895. Aus dem Französischen übertragen von P. A. Roesicke. Glock und Lutz, Nürnberg, 1949


Sie möchten den 19. Newsletter direkt erhalten? Eine Mail an uns genügt: info@libelle.ch